Im Porträt „Vermittler sind stärker als ‚Übersetzer‘ gefordert. Sie brauchen aber auch eine klare Haltung, die ihren Betrieb nach außen erkennbar macht.“ Welche Auswirkungen hat das Deiner Meinung nach auf den Markt? Die Notwendigkeit schlanker Pro- zesse wird sicherlich an Bedeutung gewinnen. Es gibt viele externe Dienstleister, die im Bereich Schnitt- stellen, Verwaltung, usw. unterstüt- zen. Je mehr Akteure an einem Einzelvorgang beteiligt sind, desto höher die Kosten. Um Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit zu vermeiden, müssen Versicherer wie auch Vermittler gute Lösungen ent- wickeln. Zudem gilt es, das Thema Demographie smart zu steuern. Das heißt, langjährigen und vertrauten Vermittlern beim Thema Ruhestand, Bestandverkauf, Bestandsfusion bestmöglich beiseite zu stehen und gleichzeitig auch näher und persön- licher an den Vermittlerbetrieben dran zu sein, die sich auch langfris- tig erfolgreich im Markt behaupten werden. Du siehst also Bedarf für mehr Austausch vor Ort? Welche Mehr werte meinst Du? Und was zeich net einen guten Maklerbetreuer für Dich aus? Es gibt Bedarf zum Austausch – und zwar reichlich. Man muss sich dafür nicht immer persönlich treffen. Aber dass ein Austausch auch außerhalb von konkreten Einzelvorgängen stattfindet, ist sicherlich wichtig. Ich habe eben schon mal das Thema Orientierung genannt. Ein guter Maklerbetreuer vermittelt für mich Orientierung sowohl für Makler aber natürlich auch in die eigene Organi- sation hinein. Innovation ist in dem Zusammenhang auch ein wichtiges Schlagwort. Da ist die Fähigkeit gefragt, am Puls der Zeit zu sein. Für das Vorlesen von Produktinfos braucht es nicht unbedingt einen Maklerbetreuer. Es gilt, das Rollen- verständnis zu erweitern – eine Iden- tität als Maklerbetreuer aufzubauen, 10 BLICKPUNKT 3 | 22 die dafür steht, Denkanstöße und Lösungsansätze für die Herausforde- rungen der Zeit im Gepäck zu haben. Dieses Verständnis soll auch immer wieder in die eigene Organisation eingebracht werden. All das setzt voraus, guter Zuhörer zu sein und eine positive Emotionalität auszu- strahlen. Es ist ein ziemlich komplexes Rollenverständnis, das Du da beschreibst. Warum ist Dir diese Vielfalt so wichtig? Ein Vermittler ist täglich einer Un- menge von Informationen ausge- setzt. Es ist unmöglich, jede Informa- tion zu erfassen, die über E-Mails und Newsletter eingeht. Immer häufiger werden Newsletter von unbekannten Absendern nicht geöffnet. E-Mails von Maklerbetreuern, die dem Ver- mittler ein wichtiger Partner sind, werden geöffnet und gelesen, da der Maklerbetreuer idealerweise ein Gefühl für die Dosierung und Rele- vanz von Information hat. Natürlich wird niemand je in der Lage sein, es immer allen hundertprozentig recht zu machen. Wer das versucht, wird schnell an seine Grenzen stoßen, Überforderung fühlen und vielleicht sogar krank werden. Auf der anderen Seite macht ein positiver Leistungs- wille Spaß und Lust auf mehr. Des- halb finde ich: Es soll allen Beteiligten Freude machen – nicht in jedem Detail und jedem Moment, aber grundsätzlich schon. Wenn es Freude macht, wird es auch gut. Ein Wort zu den Megatrends vor allem für den Versicherungs markt – was beobachtest Du? Die gute alte Digitatlisierung? Klar – aber auch Gesundheit, Nach- haltigkeit, Demografie, „diverse Aspekte“ Aspekte von New-Work. Es gibt eine ganze Menge Megatrends neben der Digitalisierung, die aber auch irgendwie mit dem Thema ver- netzt sind. Ich durfte in den letzten Jahren eine Weiterbildungsakade- mie leiten, die mit den Schwerpunk- ten Change, Kommunikation und Life in Balance auf die Zielgruppe der Vermittlerbetriebe fokussiert war. Nach meiner Beobachtung sind die AHA-Effekte bei Fragen, die sich mit dem passenden Umgang zu den Themen unserer Zeit befassen, viel größer als bei der Diskussion von rein fachlichen Themen. Faktisch sind alle Kunden heute auch hybrid unterwegs. Vermittler sind stärker als "Übersetzer" gefor- dert. Sie brauchen aber auch eine klare Haltung, die ihren Betrieb nach außen erkennbar macht. Damit lässt sich die eigene Bedeu- tung kommunizieren und erklären, was die eigenen Produkte von denen anderer, großer (Web-)Anbie- ter unterscheidet. Engagement im Bereich Nachhaltigkeit, der Gesund- heitsförderung oder Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind Ansätze, mit denen auch kleinere Betriebe große Wirkung in der Außendarstel- lung erzielen können. Markt- und spartenübergreifend werden auch die Tarife in der Kal- kulation zunehmend komplexer. KI oder Black-Box Anteile nehmen zu. Versicherer und Vermittlerbetriebe sind gleichermaßen gefragt, Ideen zu entwickeln, um dieser Entwicklung mit innovativen Kommunikations- und Prozessideen zu begegnen. Am Ende noch etwas zur Zukunft – wie sehen die nächsten Wochen aus? Ich freue mich vor allem darauf, die Haftpflichtkasse und die Menschen, die mit ihr verbunden sind, näher kennenzulernen. Die letzten zwei Jahre waren global betrachtet in vielerlei Hinsicht sehr schwierige Jahre. Gerade deshalb finde ich es spitze, dass die Haftpflichtkasse ihre stabile Rolle im Markt auch in tur- bulenten Zeiten unter Beweis stellen konnte und nach wie vor einer der beliebtesten Anbieter für Vermittler in den Sparten Haftpflicht-, Hausrat und Unfallversicherung ist. Was ich zu meinem Start hier an Rückmel- dungen von Vermittlerinnen und Vermittlern erhalten habe, hat mir das nochmal eindeutig bestätigt. Natürlich möchte ich, dass das auch so bleibt. Da ja der Wettbewerb bekanntlich nicht schläft, wird es viele spannende Dinge zu tun geben. Und natürlich freue ich mich darauf, wieder zahlreiche bekannte Gesichter aus der Branche zu treffen. Im Rahmen persönlicher Gespräche, bei Messen oder per Online-Call.